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Alarmstufe Rot

Es juckt, es brennt, es wird rot, Bläschen entstehen – Cremes, Make Up und Co. machen nicht immer schön, sondern können auch ganz schön nerven. Nämlich dann, wenn sie eine allergische Reaktion auslösen...

Es juckt, es brennt, es wird rot, Bläschen entstehen – Cremes, Make Up und Co. machen nicht immer schön, sondern können auch ganz schön nerven. Nämlich dann, wenn sie eine allergische Reaktion auslösen...


Hautärzte sprechen dabei von einer "Kontaktallergie", auch "Spättyp-Allergie" genannt. Letzteres deshalb, weil Pusteln und Rötung nicht direkt nach dem Griff in den Cremetopf entstehen, sondern erst nach mehreren Stunden, manchmal sogar noch Tage später. Eine Studie der Zentrale des Informationsverbundes Dermatologische Kliniken (IVDK), die im Auftrag des Umweltbundesamtes erstellt wurde, geht davon aus, dass 15 bis 20 aller Deutschen auf mindestens ein Kontakt-Allergen – also eine allergieauslösende Substanz – empfindlich reagieren. Und diese Allergene verstecken sich oft in Kosmetika.


Gerät das Allergen das erste Mal in Kontakt mit der Haut, passiert nichts. Erst beim zweiten Mal wird das Immunsystem aktiv: Um die Allergene abzuwehren, entzündet sich die Haut. Hat jemand schon länger eine Allergie, die immer wieder auftritt, so besteht die Gefahr, dass die Allergie "streut": Die roten Flecken können dann an einer ganz anderen Stelle auftauchen als dort, wo eingecremt wurde. Oder: Es entsteht ein unangenehmes Kontaktekzem.


Was tun?

Verschluss einer Duschgelflasche mit dem Aufdruck "Ohne synthetische Konservierungsstoffe"

Öko-Test untersucht immer wieder Kosmetik-Produkte. In einigen Tiegeln und Tuben finden die Tester nicht nur pflegende Substanzen, sondern auch solche, die Unverträglichkeiten hervorrufen können. "Vor allem sind das Konservierungsmittel, Duftstoffe oder UV-Filter", weiß Kerstin Scheidecker aus dem Test-Ressort bei Öko-Test.


Hat einen eine allergische Reaktion erwischt, gibt’s – außer auf gut Glück Produkte durchzuprobieren - nur eins: herauszufinden, was die Haut denn "wütend" macht. Da können Hautärzte helfen (obwohl es manchmal selbst für Dermatologen nicht immer ganz leicht ist, den einen Stoff zu bestimmen, der für die Allergie verantwortlich ist). Hat der Doc das Allergen oder die Allergene bestimmt, wird man stolze Besitzerin oder stolzer Besitzer eines Allergiepasses, den man bei jedem Einkauf von Kosmetika zücken kann.


Gekennzeichnet

Denn laut INCI-Verordnung (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients), einer europaweiten Regelung seit 1999, müssen die Inhaltsstoffe auf der Verpackung ausgewiesen werden. Dafür gibt es eine einheitliche Sprache, die Laien nicht immer viel aussagt: Wasser heißt beispielsweise Aqua, bestimmte Konservierungsstoffe (so genannte halogenorganische Verbindungen) erkennt man an den Wortbestandteilen "Bromo" oder "Chloro". Die Bezeichnungen stimmen nicht immer mit der Mediziner-Sprache im Allergie-Pass überein, was die Sache für Allergiker nicht problemlos gestaltet – eine Beratung durch eine geschulte Drogistin oder den Hautarzt kann jedoch Klarheit bringen.


Etikett mit Angaben zu Inhaltsstoffen und dem Aufdruck "Ohne synthetische Konservierungsstoffe"

Einige Hersteller übersetzen das Ganze zusätzlich freiwillig auf Deutsch (für Nicht-Chemie-Cracks ein angenehmer Service). Sortiert wird das Ganze nach der Menge: Je mehr von einer Substanz drin ist, desto weiter vorne auf der Liste muss sie stehen.


Ein Manko von INCI: Bisher müssen Duft- und Aromastoffe (wie Parfüm- oder ätherische Öle) nicht gesondert aufgeschlüsselt werden. Es reicht der Oberbegriff "Parfum" oder "Aroma". Das ist gerade für Allergiker schwierig, da sich dahinter unzählige verschiedene Stoffe verstecken können. Aus diesem Grund tritt im Frühjahr eine Änderung der EU-Kosmetik-Richtlinie in Kraft. "Dann besteht eine Pflicht, 26 Duftstoffe zu deklarieren", so Kerstin Scheidecker. Das sind zumindest die bekanntesten – für sieben gilt ganz besonders "Alarmstufe Rot".


Nach der geänderten Verordnung muss der Hersteller auch eine Anschrift oder Telefonnummer aufdrucken, damit sich Verbraucherinnen und Verbraucher beispielsweise nach Nebenwirkungen erkundigen oder weitergehende Fragen loswerden können. Die vollständige Rezeptur muss jedoch kein Unternehmen preisgeben – die bleibt Betriebsgeheimnis.


Die Preis-Frage

Etikett mit der Aufschrift "Auf Basis der Natur" und "Hautverträglichkeit und Wirksamkeit wissenschaftlich bestätigt"

Allergiearme Produkte sind weniger eine Frage des Preises als der Inhaltsstoffe. So schneiden in Tests auch Mittel aus teuren Körperpflegeserien schlecht ab, weil Problemstoffe gefunden werden. Andersherum gibt es auch günstigere Firmen, die bewusst auf Parfümierung oder künstliche Konservierungsstoffe verzichten, was das Allergie-Risiko senkt. Ob die Gleichung "Naturkosmetik = weniger Allergien" aufgeht, ist sicher eine individuelle Geschichte: Manch einer reagiert zum Beispiel auch auf Duftstoffe natürlichen Ursprungs.


(AB)


Link zum Thema:

Öko-Test

(Hier kann man sich auch eine Kosmetik-Liste bestellen, die Licht in den Dschungel der Inhaltsstoffe bringt)

Der Text dieses Beitrags steht unter Creative-Commons-Lizenz: Was bedeutet das?

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