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Drittanbietersperre

Smartphone-Abzocke verhindern

Sie sind in Apps und Werbebannern versteckt: unbemerkte Abofallen. Netzanbieter versprechen Schutz durch "Redirect", doch der ist nicht immer wirksam. Hier liest du, was wirklich hilft.

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit einem Fingertip in einer Abofalle? Das kann auf Smartphones und Tablets leider schnell passieren.
  • Inzwischen sind Mobilfunkanbieter dazu verpflichtet, euch vor ungewollten Abos zu schützen.
  • Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt eine Drittanbietersperre einrichten.

Klingt wie der Tabletten-Beipackzettel: Apps können Abzocke enthalten! Genau genommen sind es eingebaute Werbebanner in Smartphone- oder Tablet-Apps oder auf Websites. Kommt man beim Wischen mit dem Finger drauf, hat man vielleicht schon ein Abo aktiviert, das über die monatliche Telefonrechnung abkassiert wird. Möglich macht die Masche das sogenannte WAP-Billing (WAP=Wireless Application Protocol). Dadurch soll unkompliziertes Bezahlen per Smartphone ermöglicht werden, da keine Konto- oder Kreditkartendaten angegeben werden müssen. Beim "Clickjacking" manipulieren Betrüger eine Werbung – wie das aussieht, zeigt eine Grafik am Ende des Textes.


Um Missbrauch einzudämmen, haben einige Netzanbieter Mitte 2016 freiwillig ein Redirect-Verfahren eingeführt. Seit Februar 2020 schreibt die Bundesnetzagentur so ein Verfahren vor. Konkret heißt das: Bevor ein Abo abgeschlossen wird, kommt ihr auf eine Seite des Mobilfunkanbieters, die euch vor den Kosten warnt. Erst wenn ihr dort zustimmt, wird das Abo aktiv. Netzanbieter, die keinen Redirect anbieten, müssen euch zum Beispiel mit einer Mobilfunkgarantie absichern. Das ist eine Art Geld-zurück-Garantie für den Fall, dass ihr unbemerkt ein unseriöses Abo abgeschlossen habt.



Wie Abrechnung von Drittanbietern beim Smartphone funktionieren. Bild: Verbraucherzentrale NRW
Grafik: Verbraucherzentrale NRW


Aber damit es gar nicht erst zu Problemen kommt, gibt es nach wie vor einen wirksamen Schutz: die so genannte Drittanbietersperre. Ihr könnt bei eurem Mobilfunkanbieter beantragen, dass Abo-Dienste nicht mehr über die Mobilfunkrechnung abgerechnet werden können. Das besagt das "Telekommunikationsgesetz". Antragssprachlich heißt das dann "Sperre der Identifizierung des Mobilfunkanschlusses für neben der Verbindung erbrachte Leistungen". Klar? Nun, übersetzt gesagt: Damit werden im Grunde alle auf "WAP-Billing" basierende Dienste gesperrt. Einziger Nachteil: Wer z.B. gerne mit Hilfe genau dieser Technik per Handy in der Bahn bezahlt, kann das dann nicht mehr, weil auch dieser Dienst mit gesperrt wäre. Das Bezahlen der Tickets per Kreditkarte, Lastschrift usw. ist natürlich weiter möglich, wenn die App das anbietet. Oder ihr sagt beim Einrichten der Drittanbietersperre, dass genau dieser App-Anbieter doch über die Telefonrechnung abbuchen darf. Einfach mal beim Mobilfunkanbieter fragen, was da geht.


Einen Musterbrief zur Drittanbietersperre könnt ihr von der Website der Verbraucherzentrale NRW herunterladen, damit die Formulierung beim Sperren-lassen auch stimmt. Viele Anbieter machen das alternativ auch telefonisch, und bei einigen kann man die Einrichtung der Drittanbietersperre auch über das Online-Kundenportal vornehmen.


Geld zurück fordern

Wer bereits in eine solche Falle getappt ist, sollte versuchen, den Rechnungsposten innerhalb von acht Wochen nach Erhalt der Rechnung sowohl bei dem Mobilfunkanbieter als auch dem Drittanbieter zu beanstanden. Denn bei einer Bestellung im Internet muss auf den Preis deutlich und verständlich in der Nähe des Bestellbuttons hingewiesen werden. Außerdem muss der Bestellbutton durch seine Beschriftung eindeutig klar machen, dass es sich um ein kostenpflichtiges Angebot handelt (z.B. "jetzt kaufen" oder "zahlungspflichtig bestellen"). Ist diese Anforderung nicht erfüllt, müsst ihr nichts bezahlen. Und: Bei Minderjährigen kommt sowieso kein Abovertrag zustande, da hierzu eine Genehmigung der Eltern notwendig wäre!


Vertragskunden können den Rechnungsbetrag kürzen und nur das zahlen, was sie sowieso zahlen würden. Darüber solltet ihr den Mobilfunkanbieter auf jeden Fall schriftlich informieren, denn sonst kann es Mahnungen geben. Auf keinen Fall aber solltet ihr auf die Idee kommen, eure komplette Rechnung nicht zu bezahlen. Für eine Beanstandung der Telefonrechnung könnt ihr auf verbraucherzentrale.nrw einen Musterbrief erstellen. Aber Achtung: Das heißt noch lange nicht, dass die Sache damit ausgestanden ist, denn zum einen akzeptiert der Mobilfunkbetreiber das vielleicht nicht, und selbst wenn, müsst ihr euch danach möglicherweise noch mit dem Abo-Anbieter herumschlagen. Insofern raten wir Betroffenen eigentlich, mit der Angelegenheit am besten gleich in eine unsere Beratungsstellen zu gehen und sich helfen zu lassen.


Wie unbeabsichtigte Abos entstehen können, zeigt die folgende Grafik. Durch das Redirect-Verfahren (haben wir ja weiter oben schon erwähnt), sollte das so aber nicht mehr funktionieren.


Grafik: So funktioniert "Clickjacking". Der Verbraucher wird animiert auf einen Button zu klicken. Der Button liegt auf einer manipulierten Website. Der iframe (Fenster) bindet technisch eine Drittanbieterseite ein. Die Aktion (der Klick) wird weitergeleitet. Hierdurch wird der Kaufen-Button des Drittanbieters aktiviert, ohne dass der Verbraucher dies eigentlich wollte.
Grafik: Marktwächter Digitale Welt


(Wi/hamo)

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8 Kommentar(e)

Sortierung:    Neueste zuerst   |   Älteste zuerst
  • chipsfrish

    Auch mit Drittanbietersperre per Handy Bahn bezahlen

    Mglw. liegt Ihrem Artikel ein Irrtum zu Grunde.
    Meine Kinder haben an ihren Handys die Drittanbietersperre eingeschaltet. Ber Handy bezahlen funktioniert mit dem Handy trotzdem. Sie nutzen die App "handy ticket deutschland".
    Also: noch ein weiterer Grund, nicht auf Drittanbietersperre zu verzichten. Die Einrichtung (Anruf beim Servicetelefon des Netzbetreibers) hat ganze 60 Sekunden.

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  • checked4you

    Re: Auch mit Drittanbietersperre per Handy Bahn bezahlen

    Läuft die Abrechnung denn über die Mobilfunkrechnung oder über Prepaid bzw. Lastschrift / Kreditkarte? Wir hatten eine vergleichbare lautende Rückmeldung, bei der sich herausstellte, dass es per Lastschrift war. Die Aussage im Text lautet (in Bezug aufs so genannte WAP-Billing): "Wer z.B. gerne mit Hilfe genau dieser Technik per Handy in der Bahn bezahlt ..." und besagt, dass das Bezahlen von Tickets über die Handyrechnung mit Drittanbietersperre nicht möglich ist. Andere Bezahlarten gehen natürlich weiterhin. Das haben wir jetzt im Text ergänzt, um es zu verdeutlichen.

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  • chipsfrish

    Ist geklärt ...

    Schön, dass sie den Artikel direkt ergänzt haben und das mit dem Bahn-Ticket weiter ausgeführt haben. Genau so ist es.
    Und ich möchte hier nochmal kurz erwähnen: Wer's superbequem haben möchte (also z.B. WAP-billing) muss einfach damit Leben, dass es auch negative Seiten gibt. Wir jedenfalls sehen kein Problem darin, einen Betrag per Lastschrift oder PayPal abbuchen zu lassen, anstatt den Telefonnetzbetreiber zum Inkassobeauftragten zu machen.

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  • tompike

    WAP,Dritt-Anbietersperre funktioniert nicht immer

    Ich habe bei Tchibo Prepaid mehrfach Drittanbietersperre einrichten lassen; nach 2 Mon. wieder WAP Billing... 5 Euro abgezockt. Jetzt bin ich auf beiden Nummern gesperrt für das Internet. Fortschrittlich ist das absolut nicht, eher die absolute Lachnummer; ich muss nun in Internetcafes surfen. Erstaunlich ist,das bei diesem offenem Betrug der Staat nicht durchgreift,wenigsten bei Jugendlichen und Senioren. Scheinbar verdient unser Staat daran kräftig mit über Unternehmensbesteuerung. Aber politisch großartig mit "Digitalisierung" werben; zu Lasten der Verbraucher.

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  • Rainer

    Abzocke beim Spiel Golf Clash

    Spiele schon lange Golf Clash. Erst ohne etwas zu kaufen. Nach dem ich nicht weiter kam tätigte
    ich App-Käufe. Ich beschwerte mich
    Über offensichtliche Manipulationen, nun verliere ich ein Spiel nach dem anderen. Meine Schläge werden automatisch zu früh ausgelöst. Der Ball bleibt vor dem Loch liegen etc. Keine Chance ein Spiel zu gewinnen. Geld weg. Betrug.

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  • checked4you

    Abzocke in einem Spiel

    Hallo Rainer,
    danke für deine Schilderung. Wir geben sie gerne zur Kenntnis an unsere Juristen weiter. Als Redaktion können wir nicht prüfen, was möglicherweise zu den Problemen führt. Es dürfte schwierig werden, dem Anbieter nachzuweisen, dass die Probleme tatsächlich mit der Zahlung im Zusammenhang stehen.
    Wohnst du in Nordrhein-Westfalen? Dann schreib gerne ans Servicecenter der Verbraucherzentrale NRW. Dort können die Fachleute einschätzen, ob eine Möglichkeit besteht, dein Geld zurück zu bekommen. Am besten schickst du eine Nachricht über die Seite https://www.verbraucherzentrale.nrw/kontakt. Natürlich kannst du auch in einer Beratungsstelle in deiner Nähe anrufen. Die Übersicht findest du auf www.verbraucherzentrale.nrw/beratungsstellen.
    Wenn du in einem anderen Bundesland wohnst, schau bitte auf der Seite https://www.verbraucherzentrale.de/beratung nach den Kontaktdaten und Angeboten der Verbraucherzentrale deines Bundeslandes.

    Grüße
    Das checked4you-Team der Verbraucherzentrale NRW

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  • Rainer Hübner

    Abzocke beim Spiel Golf Clash

    Beitrag ist keine Hilfe.
    Habe App-Käufe getätigt und wurde von Golf Clash abgezockt,indem man meine Abschläge manipuliert(automatisches zu frühes Auslösen der Schläge} etc.
    Verlor dadurch ca. 160 Euro.
    Ich habe das Spiel deinstalliert und will wissen was gegen solche Betrüger getan wird.

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  • checked4you

    Re: Abzocke beim Spiel Golf Clash

    In den beiden letzten Absätzen schreiben wir, was man tun kann inkl. Musterschreiben. Wenn das beim individuellen Problem nicht hilft, wäre es am besten, unsere Beratung aufzusuchen.

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