Sammelwahn im Supermarkt

Und nicht nur ich sammle fleißig: Ganz Deutschland ist im Sammelwahn, seit nahezu jede Lebensmittelkette und jeder Discounter auf den Sammelzug aufgesprungen ist. Bei jedem Einkauf gibt es irgendetwas gratis dazu. Gratis? Nicht ganz gratis: Denn was wir dem Supermarkt geben, ist unsere Treue. Und vielleicht auch mal ein paar Euro mehr als eigentlich geplant. Ob woanders etwas günstiger ist, ist uns egal: Was zählt, ist die Sammelbeigabe.

An der Angel

Nehmen wir mal das Beispiel Fußballkarten. Ab zehn Euro Einkauf gibt es ein Päckchen mit fünf Karten. Das Album muss natürlich her – wo soll ich die Karten denn sonst hinpacken. Und das Album kostet natürlich. Und dann lacht mich auch noch dieses hübsche Glas an, passend zur Aktion. Wie hübsch, das muss ich haben. Je mehr Karten ich schon besitze, desto mehr doppelte Karten sind dabei. Doch es fehlen mir doch nur noch 20, dann ist das Album mit 180 Karten voll. Eigentlich könnte ich das Obst auch schnell auf dem Markt kaufen. Aber wer weiß – vielleicht kriege ich im Laden X wieder ein paar Karten, die ich noch nicht habe. Wäre ja möglich ...

Und schon hat mich Laden X an der Angel. In meinem Einkaufswagen liegen Sachen im Wert von acht Euro. Aber bei acht Euro bekomme ich ja noch keine neuen Karten. Also schnell noch eine Zeitschrift geschnappt: Elf Euro insgesamt, da gibt es das ersehnte Päckchen. Doch – leider, leider – die Karten habe ich alle schon ... Die Zahl der Treffer wird von Einkauf zu Einkauf kleiner. Am kommenden Samstag ist dann noch mal Tauschbörse im Geschäft. Nichts wie hin! Und wo ich schon mal da bin, kann ich auch direkt noch was einkaufen ... Da kriege ich – genau – dann noch ein Tütchen ...

Sammelkarten, Sammelmurmeln oder Mini-Monster

Die Kundenbindung mit Kärtchen & Co. klappt fantastisch. Und das nicht nur bei Familien mit Kindern, die quengeln, um noch dieses Figürchen oder jenen Aufkleber zu bekommen. Auch Jugendliche und Erwachsene sammeln eifrig mit. Kein Wunder, dass der Handel bei ebay mit Sammelkarten, Sammelmurmeln oder Mini-Monstern boomt. Was man nicht durch Tauschen ergattern kann, ersteigert man zu guter Letzt. Ein rundherum teurer Spaß demnach, diese Sammelwut.

Doch die Supermärkte freuen sich: Während der Sammelaktionen verzeichnen sie Umsatzzuwächse. Mission erfüllt. Doch die Alben oder Sammelboxen bleiben oftmals halb leer. Denn die Aktionen sind meistens zeitlich befristet – manche laufen sogar nur eine ganz kurze Zeit. Und selbst da beklagen sich immer wieder Käuferinnen und Käufer, dass es beim Bezahlen heißt: "Tut mir leid, Sammelkarten sind aus." Spätestens dann sollte man sich vor die Stirn hauen. Ich bin jedenfalls bedient. Und bei der nächsten Aktion antworte ich auf die Frage "Sammelst du?": "Nein, ich kaufe, wo ich will."