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Faire Bälle – Ballnäher/innen im Portrait

Sameena und Zulafkar sind zwei Beispiele für Näherinnen und Näher in Pakistan, deren Leben sich durch den fairen Handel verändert hat. Hier berichten sie davon!

Sameena und Zulafkar sind zwei Beispiele für Näherinnen und Näher in Pakistan, deren Leben sich durch den fairen Handel verändert hat. Hier berichten sie davon!


Die Portraits hat uns netterweise fairplay – fairlife zur Verfügung gestellt. Weitere Infos zum Thema gibt's in unserem Artikel über faire Bälle und bei fairplay-fairlife.


Sameena Nyaz, 18 Jahre alt, ledig

Sameena Nyaz lebt in einem Dorf namens Chak Gillan, in der Nähe von Sialkot, der Welthauptstadt der Fußballproduktion in Pakistan. Sameena ist das fünfte Kind der Familie. Ihr Vater betreibt die kleine Kantine im Fußball-Nähzentrum, welches nur 200 m entfernt von ihrer Wohnung liegt. Das Nähzentrum wurde von Talon, dem ersten Lieferanten Fair gehandelter Fußbälle überhaupt, schon vor sieben Jahren gebaut. Auch Sameena arbeitet dort. Das Nähzentrum war eines der ersten, in welchem Frauen weiterhin Bälle nähen konnten, nachdem Heimarbeit nicht mehr möglich war. Indem Firmen das Nähen in großen Fabrikhallen konzentrierten, um Kinderarbeit zu unterbinden, sperrten sie de facto auch Frauen von der Arbeit aus, da diese nicht den ganzen Tag von zu hause weg sein konnten.


Sameena hat 10 Geschwister (sechs Schwestern, vier Brüder). Zwei der Älteren arbeiten wie sie im Nähzentrum. Die Nählöhne sind niedrig, nur für fair gehandelte Bälle bekommen sie einen Lohn der so bemessen ist, dass sie für ihre Familie alle Grundbedürfnisse selbst finanzieren können. Sameena hatte nie die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Statt dessen trägt sie schon von klein auf zum Einkommen der Familie bei. Fußbälle näht sie seit drei Jahren. Die Familie besitzt eine kleine Hütte und einen kleinen Gemüsegarten, in dem alle mithelfen.

Vor kurzem musste sich Sameena einer Schilddrüsen-Operation unterziehen - das Pflaster an ihrem Hals zeugt noch von dem Eingriff. Alle Kosten wurden von der Talon Fair Trade Welfare Society übernommen - eine Gesundheitsvorsorge, die durch das Zahlen einer Fair Trade Prämie für fair gehandelte Bälle ermöglicht wird. Früher ein für Sameena und ihre Familie undenkbarer Luxus.


Zulafkar, ein pakistanischer Ballnäher

Zulafkar Ali, 36 Jahre alt, verheiratet, 4 Kinder

Zulafkar Ali und sein jüngerer Bruder Saftaz Ahmad arbeiten beide als Fußballnäher, beide sind verheiratet. Zulafkar ist 36 Jahre alt, hat drei Jungen im Alter von 15, 13 und 11, und ein neunjähriges Mädchen. Saftaz hat zwei Söhne (zwei Jahre bzw. sechs Monate alt). Ihre Haupteinnahmequelle ist das Nähen von Fußbällen. Je nach Qualität kann ein Näher drei bis fünf Bälle am Tag nähen, aber nur für fair gehandelte Bälle bekommen die beiden einen Lohn, der es ihnen ermöglicht, ihre Familien mit dem Verdienst des Ballnähens alleine zu versorgen. Weshalb sie 1999 ein Darlehen in Höhe von rund EUR 300 bei der Talon Fair Trade Welfare Society aufgenommen haben. Sie eröffneten damit eine kleine "Teestube" in einem Anbau direkt neben dem Nähzentrum, in dem sie arbeiten. Das Gebäude wurde vor vier Jahren von Talon erbaut, um die Arbeitsbedingungen in den Dörfern verbessern zu helfen, anstatt die Arbeit in große Fabrikhallen in der Stadt Sialkot zu verlagern, die etwa eine Stunde entfernt liegt.


Zulafkar und Saftaz sind gemeinsame Besitzer und Betreiber ihres Ladens. Einer von beiden ist immer im Laden, und wenn es dort nichts zu tun gibt, werden nebenher Fußbälle genäht, zur Aufbesserung des Einkommens. Das Darlehen konnten sie planmäßig schon nach 25 Monaten zurückzahlen. Der monatliche Umsatz ihres Ladens liegt in der Größenordnung des ursprünglichen Darlehens. Hauptumsatzträger ist Tee - davon werden pro Tag 100-150 Tassenportionen verkauft, zum Preis von je ca. sieben Cent. Die Milch wird von einem Nachbarn angeliefert, der seinen Wasserbüffel ebenfalls mit einem Fair Trade-Kleindarlehen gekauft hat.


Die Brüder würden gerne ein weiteres Darlehen aufnehmen, um ihre Produktpalette zu erweitern: Sie möchten nicht nur Süßigkeiten zum Tee, sondern auch Mitnahmeartikel für den Haushalt anbieten.


(Martin Kunz, Fair Deal Trading; zur Verfügung gestellt von Fair Play - Fair Life)

Der Text dieses Beitrags steht unter Creative-Commons-Lizenz: Was bedeutet das?

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