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Inhaltsstoffe von Tattoo-Farben unklar

Sind Tattoos schädlich?

Keine Tattoo-Farbe ist gesundheitlich wirklich sicher - weil man zu wenig über die Wirkungen im Körper weiß. Was bleibt, sind Risiken.

Jemand sticht ein Tattoo (Bild: destillat / fotolia.com)
Bild: destillat / fotolia.com

Das Problem: Tattoo-Tinten und Tinten für Permanent Make-up brauchen nach wie vor keine Zulassung, für ihre Sicherheit ist der Hersteller verantwortlich. In der EU werden ab Januar 2022 mehr als 4000 Substanzen in Tattoo-Farben und permanent Make-Up über das europäische Chemikaliengesetz REACH verboten – beispielweise Stoffe, die als krebserregend, erbgutschädigend, fruchtschädigend oder allergieauslösend eingestuft sind. Im Januar 2023 dürfen auch die Farbstoffe Pigment Blue 15:3 und Pigment Green 7 nicht mehr in Tätowiermitteln verwendet werden. In Bezug auf die letzten beiden Stoffe wird die Entscheidung kritisch gesehen, weil die akute Gefahr durch die Pigmente vom Bundesinstitut für Risikobewertung als gering eingestuft wurde - aber die Farbpalette durch deren Verbot so eingeschränkt wird, dass möglicherweise illegale Farben zum Einsatz kommen könnten.


Wegen fehlender Kenntnisse über die gesundheitliche Wirkung der Chemikalien im Körper gibt es derzeit keine Liste mit gesundheitlich unbedenklichen Farben. Fest steht, dass die Farbpigmente nicht an Ort und Stelle bleiben, sondern in Lymphknoten oder der Leber wieder auftauchen können. Bislang benannte die deutsche Tätowiermittelverordnung einige gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe, die nicht enthalten sein durften.


Trotzdem tauchen bei behördlichen Überprüfungen oder in Tests von Stiftung Warentest und Ökotest immer wieder Tinten auf, die unter anderem krebserregende Substanzen enthalten: z. B. PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) oder bestimmte gesundheitsschädliche Farbstoffe. Einige Farben enthielten auch Nickel – für Nickel-Allergiker der GAU, weil man die allergieauslösende Substanz ja dann nicht nur auf (wie bei einem Hosenknopf), sondern unter der Haut trägt ...


Gesundheitliche Folgen von Tattoos können neben Infektionen allergische Reaktionen und Entzündungen sein. Aber auch Autoimmunerkrankungen der Haut können durch Tätowierungen ausgelöst werden. In den USA geben ca. 6 Prozent der Tätowierten an, das es Komplikationen nach dem Tätowieren gab.


Keine Farbe sicher

Fazit: Die Sicherheit von Tattoo-Farben könnte jetzt besser werden, wenn sich alle an die Regeln halten. Da die Farbpigmente nicht speziell für die Verwendung in Tattoos hergestellt werden, sondern vor allem für Farben und Lacke, ist ihre chemische Zusammensetzung oft nicht so, wie man es sich für diese sensible Anwendung unter der Haut wünschen würde. Bis es vielleicht mal eine Zulassungspflicht für Farbstoffe und eine verbindliche Positivliste gibt, in der alle unbedenklichen Farbmittel drin stehen, bleibt ein Tattoo oder ein Permanent-Make-up ein ziemliches Risiko, von dem man aus Gesundheitssicht abraten muss. Wer trotzdem nicht warten will, bis die Forschung soweit ist, sollte sich vor dem Tätowieren wenigstens die Tinten zeigen lassen und am besten auch fotografieren, um das Risiko kleiner zu halten: Angaben zu den Inhaltsstoffen, dem Mindesthaltbarkeitsdatum, der Verwendungsdauer nach dem Öffnen, der Chargennummer und dem Hersteller mit Namen und vollständiger Adresse müssen vorhanden sein. Die Inhaltsstoffe müssen einzeln genannt werden, Sammelbezeichnungen wie "Organische Pigmente" oder "Konservierungsstoffe" sind nicht erlaubt.


Wenn ihr es genauer wissen wollt, könnt ihr auch nach Zertifikaten für die Farben fragen - die dann aber auf die konkrete Charge bezogen sein sollten! Darin sollte stehen, dass die Farbe der Verordnung (EU) 2020/2081 entspricht. Auch mikrobiologische Gutachten sind ein guter Hinweis auf Qualität.


In Bezug auf die Hygiene und Kundeninformation beim Tätowieren wurden jetzt Anforderungen in der Norm DIN EN 17169 „Tätowieren – Sichere und hygienische Praxis“ festgeschrieben. Das Tattoo-Studio eurer Wahl sollte diese Norm kennen und danach arbeiten.



(Wi)

Der Text dieses Beitrags steht unter Creative-Commons-Lizenz: Was bedeutet das?

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