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Rapskoller und brennende Regenwälder

Bio-Sprit bringt's auch nicht wirklich

Klingt ja eigentlich nach einer guten Idee - mit Hilfe von so genanntem "Bio-Sprit" weiterrasen können, als gäb's kein morgen, und dabei noch die Umwelt schonen. Funktioniert nur leider gar nicht...

Aupuff in Nahaufnahme (Bild: sxc.hu / VinnyPrime)
Bild: sxc.hu / VinnyPrime

Es ist schon ärgerlich: immer, wenn man das Gefühl hat, jemand hat was echt Gutes für die Umwelt gefunden, wird's einem auch schon wieder mies gemacht. Aber beim Thema Agro-Sprit (die Bezeichnung "Bio-Sprit" ist falsch, da die Pflanzen für die Produktion alles andere als biologisch angebaut werden) ist es auch mal wieder so. Die ach so grüne Lösung in Form von Raps-, Soja- oder Palmöl ist kein realistischer Ersatz für den Sprit, den wir bisher in die Luft jagen.


Da wäre schon mal das Problem der schieren Menge. Laut Bundesumweltamt würde man in Deutschland die Hälfte der gesamten deutschen Ackerfläche brauchen, um gerade mal 5 Prozent des benötigten Dieselkraftstoffs zu ersetzen. Oder anders: Um weltweit den Verkehr mit Agro-Sprit zu versorgen, bräuchte man 100 mal so viel Ackerfläche wie derzeit dafür verwendet wird. Wollte man also wirklich auf Rapsöl umsteigen, müsste man praktisch ganz Europa zu einem einzigen Rapsfeld umgestalten. Also kann man zwar hier oder da mal ein bisschen was mit Raps ergänzen, aber nix ersetzen.


Hinzu kommen die sehr umstrittenen Umweltauswirkungen durch Agrosprit. Das Problem: Auf Flächen, wo zuvor Nahrung angebaut wurde, wachsen nun die Pflanzen für Agrosprit. Der Nahrungsmittelanbau wird auf andere Flächen verdrängt, für die dann z. B. Regenwald abgeholzt wird. Auch der Einfluss von Agrokraftstoffen auf die Nahrungsmittelpreise wird zur Zeit heftig diskutiert: Viele meinen, dass in manchen Ländern die Nahrungsmittel bereits knapper und teurer werden, weil dort so viele Bauern ihre Felder auf Agro-Sprit umstellen. Ach, und Monokulturen wie eben z. B. riesige Rapsfelder sind mit ihrer Anfälligkeit für hohen Pestizid- und Wasserverbrauch auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei.


Keine "Öko-Freifahrt"

Ein Rapsfeld

Eigentlich müsste man bei uns also ganz andere Dinge vorantreiben, z. B. kleinere, verbrauchsärmere Motoren produzieren und - und da ist dann jede/r einzelne gefragt! - schlicht und ergreifend viel weniger fahren. Die "freie Fahrt für freie Bürger", die gleichzeitig auch ökologisch ist, gibt es nicht. Aber hier im Lande versucht man, den Leuten weis zu machen, dass man ruhig weiter drauftreten kann, weil es ja jetzt Agro-Sprit fürs "grüne Gewissen" gibt. Tja, schön wär's...



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(Wi)

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