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Muttertag

Was heutzutage in erster Linie ein Fest der Blumenhändler und Konfektindustrie zu sein scheint, hat eine über 700-jährige Geschichte: Der Muttertag.

Die Wurzeln

Seine Ursprünge hat der Muttertag schon im 13. Jahrhundert, in England nämlich. Und zwar als religiöses Fest: Den Sonntag "Laetare", der ist im März, stellte König Heinrich der III. ins Zeichen der "Mutter Kirche", der an diesem Tag feierlich gedankt wurde. An diesem Feiertag hatten dann auch die Mägde frei und fuhren zu ihren Müttern ("go a-mothering"). Der "Mothering Sunday" war geboren. Das Highlight: der Muttertagskuchen, genannt Simnel Cake (Fruchtgebäck mit Mandelpaste und Marzipan).


Wiederbelebt wurde die Tradition, die Mütter zu feiern, Anfang des 20. Jahrhunderts, im Jahr 1907, in den USA. In West Virginia setzte Anna Jarvis am zweiten Todestag ihrer Mutter eine neue Bewegung in Gang, die 1914 darin mündete, dass der Kongress den zweiten Sonntag im Mai zum Muttertag erklärte. Die Euphorie schwappte 1922/23 auch nach Deutschland. In den nationalsozialistischen Zeiten bekam das Ganze allerdings einen "braunen Anstrich": Das "Mutterkreuz" wurde eingeführt, für "arische" Mütter, die mindestens 4 Babys zur Welt gebracht haben. In Gold gab’s den Orden ab acht Kindern. Nach dem Ende der Hitler-Diktaktur fand der Muttertag wieder zu seiner ursprünglichen Idee zurück.


Und heute?

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"Blumen gegen Schuldgefühle" titelte das Wochenmagazin "Der Spiegel" vor einigen Jahren. Hintergrund war die Veröffentlichung einer Studie des Meinungsforschungsinstituts "polis". In einer Umfrage war herausgekommen, dass 80 Prozent der Deutschen über 14 Jahren den Muttertag befürworten. Besonders interessant: Gerade die Jüngeren finden’s gut, die Mutter an einem Tag hochleben zu lassen: Lediglich sechs Prozent der unter 20-Jährigen äußerten sich negativ.


Wie eine Emnid-Umfrage 2007 ergeben hat, sagt jeder Zweite am liebsten mit Blumen danke. Auch kostenlose Klassiker – nämlich der Mutter einen hausarbeitsfreien Tag zu schenken oder ein schönes Frühstück zu machen – haben immer noch ihren Platz. Doch geht man in den Wochen vorm Muttertag durch die Geschäfte, so merkt man schnell, dass dieses Fest für Geschäftsleute – in Ergänzung zu Weihnachten, Ostern, Nikolaus, Valentinstag usw. - ein weiterer willkommener Anlass ist, die Werbetrommel zu rühren. In der Hoffnung, dass manch ein Sohn oder eine Tochter in einen kleinen Kaufrausch verfällt... Denn die Geschenkideen, die da gepriesen werden, haben längst den Rahmen eines Straußes verlassen. Da werben Reiseveranstalter im Internet mit "Eine Reise schenken zu Muttertag", die Versandhäuser locken mit Extra-Geschenkeseiten, Juweliere dekorieren ihre Ausstellungsflächen passend zum Ehrentag. An den richtigen Muttertags-Riecher glaubt auch die Kosmetikbranche – ein neuer Duft, wer kann dazu schon nein sagen... Muttertagskarten und Geschenkbücher zum Thema haben ohnehin längst den Markt erobert.


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Tja, da bleibt noch die Frage, wo denn der Vater bleibt? Auch dafür ist gesorgt – schließlich gibt’s ja den Vatertag! Erfunden wurde er von der Amerikanerin Louisa Dodd, deren Vater im Sezessionskrieg gekämpft hatte. 1910 initiiert, wurde im Jahr 1974 vom Präsidenten zum offiziellen Feiertag gekürt – und liegt auf dem zweiten Sonntag im Juni. Hierzulande fällt der Vatertag auf Christi Himmelfahrt. Obwohl es auch für die Väter häufig Geschenke gibt, ist der Tag zumeist alles andere als ein Familienfest: Vielmehr nutzen etliche Männer den Tag, um zusammen loszuziehen...


(AB)

Der Text dieses Beitrags steht unter Creative-Commons-Lizenz: Was bedeutet das?

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