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Hübscher Brauch oder Konsumterror?

Valentinstag

Am 14. Februar ist es mal wieder so weit: Valentinstag! Hersteller und Vertreiber von Blumen, Parfums, Pralinen und anderen "Liebespräsenten" scharren schon in den Startlöchern.

Hände bilden ein Herz (Bild: Nina Malyna / fotolia.com)
Bild: Nina Malyna / fotolia.com

"Von der Industrie auferlegter Konsumzwang", "Marketingidee des Blumenhandels" und ähnlich lauten die häufigsten Vorwürfe an den Valentinstag. Und natürlich überlässt der Handel nichts dem Zufall, wenn er schon mal ein verlässliches Datum hat, an dem die Umsatzzahlen versprechen, in Richtung Stratosphäre zu schießen. In der Tat erlebten die Blumenhändler am Valentinstag in den letzten Jahren bundesweit Umsätze in zweistelliger Millionenhöhe, und das ist doppelt so viel wie an normalen Tagen - da kann nur der Muttertag mithalten. Einige Blumen (vor allem Rosen!) sind dann in der Regel auch teurer als sonst, denn gekauft werden sie ja auf jeden Fall.

valentin

Dabei ist Blume übrigens nicht gleich Blume: Je nach Herkunft können sie eine mehr oder weniger umweltfreundliche "Vergangenheit" haben, mehr dazu findet man z. B. bei www.fairflowers.de.


Aber es geht nicht nur um Rosen und Tulpen: Die Süßwarenhändler verkaufen tonnenweise Schoko-Herzen, Marzipan-Rosen oder auch andere Schleckereien in vorzugsweise herzförmigen Kartons und freuen sich obendrein gleich danach auf den Karneval, zumindest in rheinischen Gefilden. Und auch die Parfümerien zählen den Valentinstag zu ihren umsatzstärksten Tagen im Jahr und feiern den Tag der Liebe zusammen mit Juwelieren, Stofftier-Herstellern und vielen anderen, die noch eine passende Produktidee aus dem Ärmel ziehen konnten.


Stimmt es denn, dass der Blumenhandel den Valentinstag erfunden hat, wie so oft vermutet wird? Eigentlich nicht: Die Ursprünge liegen sowohl im frühen Christentum als auch in der Antike. Der einen Version liegt zugrunde, dass Valentin von Terni im dritten Jahrhundert n. Chr. hingerichtet worden sei, weil er illegale Trauungen nach christlichem Ritus vorgenommen habe. Die antike Variante geht darauf zurück, dass man im alten Rom am 14. Februar der Göttin Juno gedacht hat, welche die Schützerin von Ehe und Familie war. Wahrscheinlich stimmt beides: Die katholische Kirche hat eine Menge heidnischer Bräuche christlich umgedeutet, um "frisch" christianisierten Menschen nicht alle ihre ursprünglichen Feiertage zu nehmen - und somit wohl den Juno-Feiertag mit der Geschichte des heiligen Valentin kombiniert. In neuerer Zeit wurde der Brauch aber erst mal in England und Amerika populär, bevor er sich dann nach dem 2. Weltkrieg zusammen mit Kaugummi und Cola auch in Deutschland verbreitete. Naja, obwohl sie ihn somit also nicht erfunden haben, hat der Valentinstag aber den Blumenhandel und andere Kaufhäuser vermutlich nicht wirklich gestört, oder?


Bei all dem damit verbundenen Konsumgehampel ist Schenken natürlich auch eine schöne Sache: Dem Überbringer eines ernst gemeinten und von Herzen kommenden Liebesgrußes ist es wohl ziemlich egal, welchem Konsumtrend er gerade folgt - und letztlich hat so ziemlich jeder Brauch und jedes Fest seine Konsum-Schattenseiten: Geschenke-Overkill zu Weihnachten, tonnenweise Schokoeier zu Ostern, Kürbis-Legionen zu Halloween... aber soll man es deswegen gleich abschaffen? Kritiker hingegen sagen, dass man für Liebesbeweise keinen festgelegten Tag braucht, sondern seiner Liebsten besser immer mal wieder was Gutes durch die Blume sagen könne. Muss man dann allerdings auch irgendwann mal machen, denn der Einwand von weiblicher Seite lautet nicht selten, dass genau das ohne einen speziellen, dafür vorgesehenen Tag leider nie passieren würde...


(C4U)

Der Text dieses Beitrags steht unter Creative-Commons-Lizenz: Was bedeutet das?

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