Geschminktes Essen
Food-Styling
Will man Speiseeis für eine Werbekampagne fotografieren, hat man ein Problem: Egal, ob draußen bei sommerlichen Temperaturen oder drinnen im Studio, es ist immer viel zu warm, und das Eis ist schneller geschmolzen, als man auf den Auslöser der Kamera drücken kann. Problem erkannt, Problem gebannt: Aus Frischkäse und Speisestärke wird eine ungenießbare Pampe angerührt, die einem leckeren Eis zum Verwechseln ähnlich sieht! Aus der Masse können Kugeln geformt werden, es entsteht aber auch diese typische geriffelte Eisstruktur. Wir haben's selber ausprobiert - siehe Foto, das ist nämlich so ein Frischkäse-Teil. Ein selbstgemachtes Foto-Eis kann man über Stunden mit heißen Scheinwerfern ausleuchten, es schmilzt nicht!
Oder zum Beispiel ein leckeres, knuspriges Brathähnchen. Kommt es direkt aus dem Ofen, sieht es noch einigermaßen fotogen aus, aber schon nach wenigen Minuten wird es schrumpelig, das Fleisch löst sich vom Knochen, Fett tropft heraus... Mit so einem müden Flattermann kann man kein zweistündiges Fotoshooting machen. Also bastelt man sich das perfekte Brathuhn selbst, auch wenn es danach ungenießbar ist: Zu Werbezwecken fotografierte Hähnchen kommen meist nahezu roh vor die Linse, weil sie dadurch prall und saftig aussehen. Um die perfekte Form hinzukriegen, werden die Vögel ausgestopft, Keulen und Flügel angenäht und die Haut mit Öl und Farbe eingerieben. Erst dann kommt der Braten kurz in den Ofen, aber nur solange, bis eine perfekte Knusperhaut entsteht, während das Fleisch darunter weiterhin roh ist. So präpariert ist das perfekte Hähnchen-Modell entstanden - es kann stundenlang fotografiert werden, ohne schlapp zu machen. Und damit es auch immer so aussieht, als käme der Gockel direkt vom Grill, legt der clevere Fotograf eine frisch gekochte Kartoffel hinter das Huhn. So dampft der Braten beim Blick von vorne, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft.
Dass auch bei anderen Lebensmitteln etwas "nachgeholfen" wird, erkennt man manchmal, wenn man den Inhalt einer Packung mit dem Foto auf derselben vergleicht. Gerade bei Fertiggerichten sieht man auf dem Foto die einzelnen Zutaten sehr gut, alles sieht farbenprächtig und sehr lecker aus. Hat man die Suppe, die Ravioli oder die Pizza dann zubereitet, sitzt man manchmal eher einer wenig differenzierten Masse gegenüber, die zwar lecker schmecken mag, aber dem Foto auf der Verpackung nicht unbedingt ähnlich sieht.
Und hier seht ihr schließlich noch, wieviel Arbeit es machen kann, einen einfachen Burger fotogen zu kriegen. Kollegen einer US-Amerikanischen Verbraucherorganisation waren beim Dreh eines Hamburger-Werbespots dabei, um die einzelnen Schritte festzuhalten, die dafür notwendig sind. Fahrt einfach nacheinander mit der Maus über die einzelnen Nummern. Na denn: Guten Appetit!
(C4U)